Dienstag, 4. Februar 2014

"Ein Mann will nach oben"

In den letzten beiden Wochen gönnte ich mir ein Wiedersehen mit einer Literaturverfilmung, die 1978 zum ersten Mal im ZDF gesendet wurde. Eine Serie von 13 Teilen je ca. 55 Minuten. Vielleicht erinnert Ihr Euch an:
  
mit:
  • Mathieu Carrière als  Karl Siebrecht
  • Ursela Monn als Rieke Busch
  • Walter Buschhoff als Vater Busch  
  • Rainer Hunold als Kalli
  • Günter Strack als Ernst Gollmer
  • Ulli Philipp als Ilse Gollmer
  • Edith Hancke als Fräulein Palude
  • Karl-Michael Vogler als Bodo von Senden
  • Harald Juhnke als Franz Wagenseil
  • Anita Kupsch als Else Wagenseil
  • Alexander Welbat als Emil Engelbrecht
  • Sandra Leipert als kleine Tilda (Was für ein Kind, herrlich!)
  •  
  • Regie Herbert Ballmann

Sehr gerne setze ich, oben unter "Hans Fallada", den Link zu Wikipedia. Es ist eine informative Seite zur Handlung des Buches und der Produktion des Films.

Ich schildere hier meine ganz subjektiven Empfindungen, die ich beim zuschauen damals und heute durchlebte.

Stellt Euch bitte vor, dass ich die Serie nur 1Mal, nämlich 1978 als junge Frau sah. Das Buch kannte ich damals noch nicht. Ich erinnere mich noch sehr gut an meine damaligen Empfindungen. Meine Sympathien für die Personen  und mein Verständnis für ihr Handeln wechselte. Schon damals fand ich die Besetzung der Hauptdarsteller absolut perfekt.  Karl Siebrecht, Rieke Busch, Kalli und Franz Wagenseil ließen sich nicht besser, als durch die betreffenden Schauspieler verkörpern. Das war mir damals schon klar!
Wo stand ich damals persönlich? Wo wollte ich hin? Welche soziale Prägung hatte ich? Welchem Denken und Handeln war ich am nächsten? Ich erinnere mich noch genau daran!
Warum hat mich genau diese Serie damals so tief bewegt? Vielleicht, weil ich mich weder mit Rieke, noch mit Ilse eindeutig identifizieren konnte. Vielleicht war ich damals von beiden Frauen etwas.

Es sind 34 Jahre vergangen. Wie sehe ich den Film heute? Das war für mich die Frage. 

Ich schaltete den 1. Teil der Serie ein und schon war ich in meinen Erinnerungen auf angenehme Weise gefangen. Die alten Gefühle für oder gegen eine Person waren sofort präsent. Immer wieder dieser Abgleich zwischen meinem Denken und Fühlen als junge Frau und mir heute. Zwischen 1978 und 2014 liegen für mich 34 Jahre Lebenserfahrung. Genau die ist es, die mir damals fehlte und die allen jungen Leuten fehlt. Dabei ist Lebenserfahrung überaus kostbar! Sie hilft einem bei Entscheidungen und warnt einen vor Fehlentscheidungen. Hilft bei der Einschätzung von Menschen und bewahrt einen vor Enttäuschungen.
Mir half sie jetzt beim Anschauen der Serie, denn ich konnte in etwa voraussehen, wie sich die Personen verhalten würden.  Wie gut, dass Lebenserfahrung nicht käuflich ist. Man muß sie selbst erleben und erfahren.

Wie stehe ich heute zu den Romanfiguren und den entsprechenden Schauspielern?

Karl Siebrecht, der den unbedingten Willen hat, nach oben zu kommen und aufgrund seiner Jugend und Unerfahrenheit viele Fehlentscheidungen trifft.

Rieke, die für ihr Alter zwar total überfordert, aber auch eine Kämpfernatur ist, sieht nicht ein, dass sie sich für Karl im Denken verändern und weiter entwickeln muß.

Kalli, ein warmherziger Mensch, der in sich ruht und mit seinem Leben nicht unzufrieden ist.

Franz Wagenseil, ein Alkoholiker, dem nicht zu trauen ist.

Ich sehe diese Romanfiguren, verkörpert von den o.g. Schauspielern und überlege nur, kann das möglich sein? Wie genial war das denn?! Weil ich denke, dass diese Schauspieler eigentlich auch persönlich ganz nah an den Rollen waren. 
Mathieu Carrière (Karl Siebrecht), der auf mich auch heute noch einen zwar unsteten, aber trotzdem engagierten Eindruck macht und dabei vom  Genießertyp weit entfernt ist.
Ursela Monn (Rieke), die für mich einen klaren Blick hat und erst einmal ein Ziel im Auge, zupackt und sich durchsetzt.
Rainer Hunold (Kalli), ein in sich ruhender Mensch, der zwar zielstrebig, aber auch gelassen ist und genießen kann.
Harald Juhnke (Franz Wagenseil), spielt einen Alkoholiker und wer hätte es besser spielen können, als er? Keiner! Das ist eigentlich sehr traurig.

Dann fiel mir ganz besonders die kleine Tilda in der ersten Folge auf. Was für ein wundervolles Kind! Sie wurde von Sandra Leipert dargestellt und muß bei mir unbedingt Erwähnung finden. Mit dem Kind konnte man wohl alles (im positiven Sinn) machen.

Ich verbrachte mit dieser Romanverfilmung wundervolle Stunden, in denen ich auch über mich und mein Leben nachdenken konnte.

Diesen Film kann ich uneingeschränkt empfehlen. Ich würde mir wünschen, dass ich Euch anregen konnte, Euch diese Serie anzuschaffen und anzusehen. Es lohnt sich!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen